Abtei Michaelsberg Siegburg

Der Heilige Benedikt

zum Gebet gestütz von seinen Mitbrüden.

Das Leben des heiligen Benedikt von Nursia

Das Leben des heiligen Benedikt von Nursia Über das Leben unseres heiligen Ordensvaters Benedikt haben wir zwei Quellen. Zum einen ist es seine Ordensregel. In ihr spiegelt sich sein Bild vom klösterlichen Leben wider und wir wissen, daß er auf dem Montecassino für fast 20 Jahre nach dieser Regel gelebt hat. Die andere Quelle ist das „Zweite Buch der Dialoge“ des hl. Papstes Gregor (+604). In den vier Bänden seines Werkes stellt er italienische Heilige vor. Der gesamte zweite Band ist dem hl. Benedikt gewidmet. Gregor hat ihn nicht selbst kennengelernt, hat aber mit Augenzeugen gesprochen. Die historischen Daten lassen sich nicht immer zweifelsfrei zuordnen.

480 - Geburt in Nursia

Benedikt wird als Kind wohlhabender Eltern in der Stadt Norcia (heute Nursia in Umbrien) geboren. Wir wissen, daß er eine Schwester namens Scholastika hatte.

500 - Studium in Rom

Die Eltern schicken den jungen Benedikt zum Studium nach Rom. Rom ist immer noch eine bedeutende Stadt, wird aber zunehmend politisch an den Rand gedrängt und befindet sich (besonders durch die Völkerwanderung) im Verfall. Gerade der Niedergang von Werten und Tugenden macht Benedikt das Leben an diesem Ort unmöglich. Nach ca. einen Jahr entschließt er sich, Rom zu verlassen. Gregor der Große beschreibt Benedikts Beweggrund so: „Gott allein wollte er gefallen.“ (Dialoge II, 1)

Eine erste Station - Effide

Beim Verlassen der Stadt wendet er sich in östliche Richtung und schließt sich (begleitet von seiner Amme) einer geistlichen Gemeinschaft von Männer in Effide (heute Affile, 70 km östlich von Rom) an. Über diese Gemeinschaft haben wir keine weiteren Informationen. Nachdem Benedikt dort ein Wunder wirkt (das zerbrochene Sieb der Amme wird auf sein Gebet hin wieder ganz) werden viele Menschen werden auf ihn aufmerksam und mit der geliebten Stille ist es dahin. Benedikt lässt seine Amme zurück und wandert weiter.

Eine zweite Station - Subiaco

Benedikt gelangt in das malerische Flusstal von Subiaco. Nach der Eroberung des Gebietes haben die Römer dort Stauseen und eine Wasserleitung nach Rom angelegt. Die Kaiser Nero und Claudius haben sich pavillonartige Villen am Ufer des Sees errichten lassen. Bei Benedikts Eintreffen ist die Gegend schon missioniert – wir wissen von einem Pfarrer und einer Kirche in der Stadt Subiaco und einem Kloster auf dem Gipfel des Taleo. Der Mönch Romanus gibt Benedikt das Mönchsgewand, zeigt ihm eine Höhle und versorgt ihn mit Nahrung. Drei Jahre lebt Benedikt in der Höhle von Subiaco. Sein einfaches und entbehrungsreiches Leben ist ganz auf die Begegnung mit Christus ausgerichtet. Benedikt sucht allein Gott – IHM will er begegnen.

Nach drei Jahren bitten ihn die Mönche des nahen Klosters Vicovaro, ihr Abt zu werden. Wie Benedikt schon voraussagt ist seine Lebensweise den Mönchen zu streng. Um ihren gewohnten Lebenswandel weiterführen zu können, reichen sie Benedikt einen Becher vergifteten Weines. Benedikt macht über das Gefäß das Kreuzzeichen und es zerspringt. Benedikt erkennt den Mordversuch und verlässt die Gemeinschaft. Dieses dramatische Erlebnis verdeutlicht Benedikt, dass viele Menschen nicht zu einem so asketischen Leben wie er fähig sind. Seine Ordensregel zeigt, bei aller Entschiedenheit, ein hohes Maß an Einfühlungs- und Unterscheidungsvermögen. In der folgenden Zeit schließen sich Benedikt immer mehr Männer an, so dass er schließlich im Tal von Subiaco dreizehn Klöster gründet. Der Erfolg zieht den Neid an. Florentius, der Pfarrer von Subiaco, versucht Benedikts Werk zu zerstören und ihn mit vergiftetem Brot zu töten. Darauf hin beschließt Benedikt, das Tal zu verlassen.

Eine dritte Station – Montecassino im Jahre 529

Benedikt trifft im Jahre 529 mit einigen Schülern auf dem Montecassino ein. Sie beginnen mit dem Umbau des Apollotempels in eine Kirche und dem Bau eines Klosters. In allen Problemen des Baus, der Nahrungsbeschaffung und der Gemeinschaft vertraut Benedikt auf Gott, so lesen wir es bei seinem Biographen. Auf dem Montecassino vervollständigt Benedikt seine Ordensregel. Es ist anzunehmen, dass er die gewonnenen Erfahrungen aus dem Zusammenleben der konkreten Gemeinschaft auf dem Montecassino in den angefügten Kapiteln 67 – 73 festhält. Doch auch für den gereiften und allseits angesehenen Mönchsvater steht noch eine Lernaufgabe an. Papst Gregor der Große beschriebt sie so:

„Seine Schwester Scholastika war von Kindheit an dem allmächtigen Gott geweiht. Sie war gewohnt, ihren Bruder einmal im Jahr zu besuchen. Der Mann Gottes ging jedes Mal zu ihr hinunter zu einem Gut des Klosters, das nicht weit entfernt lag. Eines Tages kam sie wie üblich, und ihr ehrwürdiger Bruder stieg mit einigen Jüngern zu ihr hinab. Sie verbrachten den ganzen Tag im Lob Gottes und im geistlichen Gespräch. Bei Einbruch der Dunkelheit hielten sie miteinander Mahl. Während sie noch am Tisch saßen und ihr geistliches Gespräch fortsetzten, wurde es spät. Da flehte die gottgeweihte Frau, seine Schwester, ihn an: »Ich bitte dich, lass mich diese Nacht nicht allein, damit wir noch bis zum Morgen von den Freuden des himmlischen Lebens sprechen können.« Er antwortete ihr: »Was sagst du da, Schwester? Ich kann auf keinen Fall außerhalb des Klosters bleiben.« Es war so heiteres Wetter, das sich keine Wolke am Himmel zeigte. Sobald aber die gottgeweihte Frau die Weigerung ihres Bruders hörte, fügte sie die Finger ineinander, legte ihre Hände auf den Tisch und ließ ihr Haupt auf die Hände sinken, um den allmächtigen Gott anzuflehen. Als sie dann das Haupt vom Tisch erhob, blitzte und donnerte es so stark, und ein so gewaltiger Wolkenbruch ging nieder, dass weder der heilige Benedikt noch die Brüder in seiner Begleitung einen Fuß über die Schwelle des Hauses setzen konnten, in dem sie beisammen waren. Die gottgeweihte Frau hatte nämlich ihr Haupt auf die Hände gesenkt und Ströme von Tränen auf den Tisch vergossen. Dadurch erreichte sie, dass es aus heiterem Himmel zu regnen begann. Diese Regenflut folgte nicht erst nach dem Gebet, sondern Gebet und Regen trafen so zusammen, dass es schon donnerte, als sie das Haupt vom Tisch erhob. Im gleichen Augenblick erhob sie das Haupt, und der Regen strömte nieder. Der Mann Gottes sah nun ein, dass er bei Blitz, Donner und dem gewaltigen Wolkenbruch nicht zum Kloster zurückkehren konnte. Da wurde er traurig und klagte: »Der allmächtige Gott vergebe dir, Schwester! Was hast du da getan?« Sie erwiderte ihm: »Sich, ich habe dich gebeten, und du hast mich nicht erhört; da habe ich meinen Herrn gebeten, und er hat mich erhört. Geh nur, wenn du kannst. Verlass mich und kehre zum Kloster zurück!« Da er das Haus nicht verlassen konnte, blieb er gegen seinen Willen, nachdem er freiwillig nicht hatte bleiben wollen. So konnten sie die ganze Nacht durchwachen, in heiligen Gesprächen ihre Erfahrungen über das geistliche Leben austauschen und sich gegenseitig stärken.“ (Dialoge II, 33, 2 - 4)

Papst Gregor kommentiert die Überlieferung. Das Gebet Scholastikas ist nur deshalb wirksam, weil sie mehr liebte, als ihr Bruder. Der weise Mönchsvater ist sicher vollkommen in der Einhaltung der Ordensregel, doch nicht in der Liebe. Für ihn steht die Einhaltung der Ordensregel über allem, so dass der den berechtigten Wunsch seiner Schwester schroff zurückweist. Die Erhörung von Scholastikas Gebet zeigt die Priorität der Liebe, denn „Gott ist die Liebe“ (1. Joh. 4, 8.16)

Die endgültige Station - Benedikts Tod im Jahre 547

Benedikt scheint am Ende seines Lebens im besten Sinne des Wortes lebenssatt. Gott zu suchen und nur IHM zu gefallen – war die Überschrift seines Lebens. Diese Suche zog sich über viele Stationen hin. Angefangen von der intimen und prägenden Begegnung mit Gott in der Höhle von Subiaco über die Anfänge seiner Gemeinschaft im dortigen Tal bis hin zur Gründung des Klosters Montecassino und der Niederschrift der Ordensregel. Im Tod erwartet Benedikt die Begegnung mit Christus, der sein Lebens so intensiv geprägt hat und mit dem er so vertraut lebt. Er sagt den Zeitpunkt seines Todes voraus, lässt sein Grab öffnen und stirbt beim Gebet in der Kirche seines Klosters und im Kreis der Mitbrüder.

Wie ging es nach Benedikts Tod weiter?

Schon kurz nach Benedikts Tod wird die Abtei Montecassino im Jahre 577 von den Langobarden im Rahmen der Völkerwanderung zerstört. Die Mönche fliehen mit der Ordensregel nach Rom. Von dort aus gelangt das Mönchtum in die Iroschottische Kirche. Später bringen iroschottische Wandermissionare (z.B. Columban, +612; Bonifatius, + 755) die Idee des klösterlichen Lebens in ihre Missionsgebiete nach Mitteleuropa. Die entstehenden Klöster leben nach einem Gemisch aus verschiedenen Ordenregeln (Zeitalter der Mischregeln).

816 – 819 berief Ludwig der Fromme ein Konzil nach Aachen ein. Das Konzil legt die Benediktsregel verbindlich für alle Klöster des Frankenreiches fest. Zudem bekennt sich das Konzil zu Klöstern, die große und damit wirtschaftlich bedeutende Einrichtungen sind und zur kulturstiftenden Funktion der Klöster, die mit der praktischen Förderung von Kunst, Bildung und Mission einherging.

In den folgenden Jahrhunderten gibt es im Orden einige Reformbewegungen, die u.a. von den Klöstern Cluny, Bursfelde und Melk ausgingen. Die Reformbewegung von Molesme führt 1098 zur Gründung des Zisterzienserordens.

Äußere Einflüsse wie Reformation (1517) und Säkularisation (1803) treffen den Orden stark. Erst nach Ende des Kulturkampfes (1871 – 1878) ist eine Neuentwicklung der klösterlichen Landschaft in Deutschland möglich.

Weltweit gibt es heute ca. 300 Benediktinerklöster (30 in Deutschland) mit 8000 Mönchen und 840 Benediktinerinnenklöster (27 in Deutschland) mit 16000 Nonnen und Schwestern.