Abtei Michaelsberg Siegburg

Nachfolge

Der Heilige Anno II. ernennt Abt Erpho zu seinem Nachfolger.

Der Heilige Anno und sein Schrein

"Der Leib des erhabenen Erzbischofs Anno, unseres Patrons, wurde glanzvoll und glücklich zur Freude und mit glückverheißender Hoffnung des ganzen Klerus und des Volkes am dritten Tag vor den Kalenden des Mai (29.04.), einem Freitag, aus dem Grabe erhoben. Nach kurzer Zeit barg man ihn würdig in dem von Gold und Edelsteinen glänzenden Schrein. Dies ereignete sich im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1183.“

Mit diesen Worten endet der Translationsbericht von 1183 mit der freudigen Erhebung Annos zur Ehre der Altäre und von der Übertragung seiner Gebeine in einen Schrein.

Dieses Ereignis soll uns heutigen Menschen die Gelegenheit bieten, nicht nur das Leben und Wirken Sankt Annos zu würdigen, sondern auch über die Bedeutung von Schreinen für unsere Zeit nachzudenken.

Was bedeuten uns solche Kirchenschätze? Sind sie Objekte mit musealen Charakter oder steckt in ihnen eine tiefe Sehnsucht nach Erlösung? Um die Bedeutung von Schreinen besser zu verstehen, muss man sich auf die Gedankengänge jener Zeit einlassen.

Doch vorab soll eine Biographie zu dem Menschen hinführen, der damals wie heute sehr umstritten ist: Anno II.

Für die einen war Anno der Inbegriff eines Tyrannen, für andere ein wahrhaft heiliger Bischof. Eines steht fest: Anno ist ein Kind seiner Zeit – geprägt durch tiefe Einschnitte in seinem Leben. Doch, was wissen wir über ihn?

Es dürfte wohl um 1010 gewesen sein, als Anno in Schwaben das Licht der Welt erblickte. Seine Familie, die Freiherren von Streußlingen, waren entfernt mit dem späteren Kölner Erzbischof Rainald von Dasseln verwandt. Wir erinnern uns: Rainald von Dasseln brachte die Gebeine der heiligen drei Könige 1164 von Mailand nach Köln.

Anno wuchs zusammen mit sieben Geschwistern, wovon einer der fünf Brüder später Erzbischof von Magdeburg wurde, auf der Burg im schwäbischen Donautal auf. Seine Kindheit war bestimmt von der damaligen höfischen Ausbildung in den ritterlichen Tugenden: Reiten, fechten, und so weiter.

Einen ersten Einschnitt erlebte Anno 1021, als sein Onkel, der Bamberger Kanoniker war, ihn heimlich aufforderte, die Burg zu verlassen, um in die Bamberger Stiftsschule St. Stephan einzutreten.

Die komplette Lebensgeschichte finden Sie hier -->

 

Einflüsse des heiligen Anno

Münze mit Abbild des hl. Anno mit geschultertem Krummstab
Münze mit Abbild des hl. Anno mit geschultertem Krummstab

Bei aller Härte war Annos Wirken ausgezeichnet durch seinen verzehrenden Eifer in geistlichen Dingen und seine fromme Neigung zur Askese. Zeitgenossen nannten ihn "Edelstein" und "Blüte und Licht Deutschlands". Eine erste Vita verfasste Abt Reginhard um 1082. Das epische "Annolied" mit 878 Versen, wohl 1080 verfasst von einem Siegburger Mönch, enthält seinen Lobpreis. Mit der 1183 erfolgten Heiligsprechung durch den päpstlichen Legaten wurde auch der Annoschrein aufgestellt.

Mit seiner Politik schwächte er die königlichen Rechte gegenüber dem Vatikan und den deutschen Einfluss in Italien entscheidend und stärkte das Papsttum mit seinem Anspruch der Herrschaft der Kirche über den Staat. Er selbst musste sich aber der päpstlichen Macht beugen.


Vita Annonis Minor

Die Vita Annonis Minor ist eine Lebensbeschreibung des Heiligen Anno II. Die Handschrift wurde im Kloster Siegburg um 1180 geschaffen. Neben der Beschreibung des Lebens Annos enthält sie weitere im 15. Jahrhundert geschriebene Heiligenlegenden. Später gelangte sie in den Besitz des Klosters Grafschaft. Der Zeitpunkt ist umstritten.

Einige Autoren gehen von 1186 aus, andere halten es für wahrscheinlicher, das die Handschrift erst 1374 zusammen mit den Gebeinen des Heiligen Anno nach Grafschaft kam. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Schrift in der Mitte des 17. Jahrhunderts durch den Kölner Pfarrer und Historiker Aegidius Gelenius in einer Liste der in Grafschaft vorhandenen Handschriften.

Nach der Säkularisation und dem Übergang des Herzogtums Westfalen an Hessen-Darmstadt kam die Vita Annonis 1804 in die Hofbibliothek von Ludwig X. nach Darmstadt. Heute befindet sie sich in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (Hs. 945).

Beschreibung

Die Handschrift besteht aus Pergament und ist 19x14 cm groß. Sie umfasst 68 Blätter. Das erste Blatt enthält ein Standbild des heiligen Anno mit der Inschrift Sanctus Anno episcopus coloniensis.

Umgeben ist der Bischof von fünf Kirchenabbildungen. Bei diesen handelt es sich wahrscheinlich um die von Anno gestifteten oder errichteten Klöster und Stifte: St. Maria ad Gradus in Köln, St. Georg in Köln, Grafschaft, Saalfeld an der Saale und Siegburg.

Inhalt

Die Vita Annonis Minor ist die jüngere von zwei ähnlichen Handschriften. Mit ihrer Hilfe sollte die Heiligsprechung Annos (gestorben 1075) vorangetrieben und im Kanonisierungsprozess als Beweismittel eingesetzt werden. Angefügt wurde der eigentlichen Beschreibung der so genannte Bamberger Nachtrag, in dem versucht wurde Gegenargumente einer Heiligsprechung zu widerlegen.

Im 15. Jahrhundert wurden auf leeren Seiten der Handschrift weitere Heiligenlegenden beigefügt. Dazu gehörten die Heilige Felicitas und ihre Söhne, die Heiligen Vitus, Modestus und Crescentia.

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