Abtei Michaelsberg Siegburg

Die Stadt Siegburg

Wechselvolle Geschichte mit dem Michaelsberg.

Die Stadt Siegburg

Die Stadt entwickelte sich, nach der Gründung der Abtei St. Michael durch den Kölner Erzbischof Anno II. um 1064, am Fuße des Berges, der ursprünglich „Siegburg“ hieß, bevor das Kloster ihm seinen Namen weitergab. Da die Abtei  sämtliche Hoheitsrechte  erhielt (1069), wuchs das Gemeinwesen  rasch zu einem der bedeutendsten Orte im linksrheinischen  Teil des Erzbistums  Köln. 

Im 13. Jahrhundert wurde die Siedlung - wie für die größeren Gemeinwesen der damaligen Zeit typisch - mit einer Stadtmaueranlage umgeben, durch die, nach einer Stadtmauererweiterung im 15. Jhdt., vier Stadttore Einlass gewährten. Aus dem Jahre 1284 existiert die erste Urkunde, in der Siegburg als "Stadt" bezeichnet wird. Eine Stadtrechtsverleihung ist nicht überliefert.

Eine Städteverbrüderung zwischen Köln und Siegburg, die jedem Bürger in der anderen Stadt volles Bürgerrecht einräumte, führte zu  einen raschen wirtschaftlichen, alle Produkte Siegburgs, speziell den Töpfereiwaren, die großen Märkte, die Handelsstraßen und die Hanse erschlossen wurden. Im 15. Jahrhundert erlebte die Stadt ihren wirtschaftlichen Höhepunkt. Von diesem Zeitpunkt an, bedingt durch die kriegerischen Auseinandersetzungen sowohl im 16. als auch im 17. Jhdt., aber auch durch veränderte Handelsstrukturen, ging die Blütezeit zu Ende.

Erst im 19. Jahrhundert erwachte die Stadt aus ihrer Agonie. Mit der beginnenden Industrialisierung und der Anlage von Fernverkehrsstrukturen begann auch die städtische Bebauung sich in neue Gebiete hinein zu entwickeln.

Anknüpfend an die zentralörtliche Bedeutung der Stadt für die Region im Alten Reich wurde Siegburg in der neu gegründeten preußischen Rheinprovinz erst Kreisstadt des Kreises Siegburg, dann (1825) Kreisstadt des Siegkreises. Damit wurde der Grundstein zur Entwicklung eines Verwaltungszentrums gelegt. Heute ist die Funktion als Verwaltungszentrum  übermächtig repräsentiert durch das Gebäude des Kreishauses am Kaiser-Wilhelm-Platz. (Fertigstellung 1978).

1840 kommt  eine erste Industrieansiedlung in die Stadt und markiert den Eintritt in das Industriezeitalter. Durch die verkehrstechnisch günstige Lage erhält Siegburg bereits 1856 einen ersten Bahnhof und entwickelt sich zum Verkehrsknotenpunkt.

Der zügige Ausbau Siegburgs zu einem Bahnknotenpunkt in das Bergische Land und weiter in das Siegerland führte dazu, dass nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 die Stadt in strategische Überlegungen einbezogen wurde. Man suchte einen Standort für die Anlage einer großen, reichseigenen Munitionsfabrik nahe des Rheines. 1875 wurde die Königlich-Preußische Geschoßfabrik  eröffnet, 1893 folgte die Eröffnung des Zweigwerks, des Königlich-Preußische Feuerwerkslaboratoriums. Siegburg trat in eine Phase größter Expansion ein, denn selbst in Friedenszeiten arbeiteten hier 3.000 bis 5.000 Menschen, die überwiegend von außerhalb hinzu zogen, so dass die Bevölkerung rapide zunahm. Von dieser Expansionsphase zeugen im Stadtgebiet u.a. die Straßen mit preußischer Namensgebung, z.B. Kronprinzenstraße, Elisabethstraße, Augustastraße, Luisenstraße, Kaiserstraße, Wilhelmstraße und Kaiser-Wilhelm-Platz.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Versailler Friedensvertrag mussten in Siegburg die Reichswerke schließen. Mehr als  30.000 Menschen wurden arbeitslos. Für die Bevölkerung brach ein Jahrzehnt mit enorm hohen Arbeitslosenquoten an. Während im Reich die Arbeitslosenzahlen bei 3-5% im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung lagen, waren in Siegburg die Zahlen um ein Vielfaches höher und erreichten bis zu 17% der Bevölkerung. Die Notzeiten in der Stadt zogen sich bis Anfang der 1930er-Jahre hin.

Die Machtergreifung dokumentierte sich in Siegburg, wie auch reichsweit in anderen Städten, durch die Umbenennung historischer Straßen- bzw. Platzbezeichnungen; aus dem Marktplatz wurde der Adolf-Hitler-Platz, aus der Bahnhofstraße die Hermann-Göring-Straße usw.

Im Rahmen einer NS-Aufbauförderung wurde in Siegburg der Bau einer DAF-Mustersiedlung durchgeführt (DAF = Deutsche Arbeitsfront), außerdem wurde eine neue Industrie angesiedelt, die Zellwoll-AG. Hier wurde Viskose, damals benannt als  Kunstseide, speziell für Fallschirme hergestellt. Die Zellwoll-AG, später umbenannt zur Phrix, wurde 1971 aufgrund ihrer extrem umweltbelastenden Produktionseinrichtung geschlossen.

Der Luftkrieg der Alliierten richtete sich, da Siegburg nur wenig Industrie aufwies, anfänglich schwerpunktmäßig gegen den Bahnhof als wichtigen Verkehrsknotenpunkt und gegen die Zellwoll-AG. Zum Ende des Krieges hin, als die Bombardierungen von den sog. kriegswichtigen Zielen weg zu Terrorangriffen auf jedes Stadtgebiet ausgedehnt wurde, fielen auch auf das Stadtzentrum Bomben. Teile des oberen Marktes, der Mühlenstraße mit dem dort befindlichen Rathaus, aber auch die deutlich als Lazarett gekennzeichneten Abteigebäude auf dem Michaelsberg wurden zerstört. 

Die 1950er-Jahre waren, wie fast allerorts, dem Wiederaufbau gewidmet. Allerdings wurden in Siegburg damit nicht, wie anderen Städten, die historisch gewachsenen Strukturen zerschlagen. Der Zuzug durch Vertriebene aus den Ostgebieten belebte den Bau von Siedlungen. Hinzu kamen Eingemeindung, die das Stadtgebiet bisher auf die Siegniederung begrenzt, auf die erste Höhenstufe des Bergischen Landes hinauf erweitertes.

Der Neubau des ICE-Bahnhofes, die Gestaltung des davor liegenden Europaplatzes, der Neubau des Großkinos am Bahnhof mit dem Neubau des Busbahnhofes haben in diesem  Bereich ein neues, modernes Siegburg vor dem historischen Stadtkern entstehen lassen.